NAS-Server gegen die Cloud: Flexibilität gewinnt gegen einfaches Handling

Nasserver oder Cloud - Bild: © Depositphotos.com/maxkabakov (Maksim Kabakou)

Eigener NAS-Server oder die Cloud? Viele Anwender, welche die Anschaffung eines NAS-Servers planen, fragen sich zurecht, ob das Hochladen von Daten bei einem Cloud-Dienst nicht denselben Zweck erfüllt. Einige gravierende Unterschiede gibt es dann aber doch – weshalb wir in diesem Artikel etablierte NAS-Server mit aktuellen Cloud-Diensten und deren Funktionen vergleichen.

Archivierung von Daten im Vordergrund

Vorweg möchten wir sagen, dass wir uns in diesem Ratgeber vor allem auf die Möglichkeit der Datenspeicherung mit NAS- und Cloud-Systemen beschäftigen. Beide Dienste sind schließlich auch für Streaming oder die Arbeit direkt an Daten in der Cloud oder auf NAS-Servern geeignet. Wir beziehen uns jedoch explizit auf die Nutzung dieser Systeme als Datenarchiv.

Ebenfalls klarstellen möchten wir die beiden Begriffe: Als NAS-Server bezeichnen wir in diesem Ratgeber Server, die Sie selbst zu Hause oder auch in einem Büro verwenden. Cloud-Dienste beziehen sich auf allgemein verfügbare Angebote wie Google Drive, OneDrive, iCloud, Dropbox und dergleichen mehr.

Die Formalitäten sind somit geklärt. Los geht’s!

Punkt 1: die Geschwindigkeit

Gehen wir an dieser Stelle davon aus, dass Sie im Internet-Neuland Deutschland wohnen und daher auch hiesige Breitbandangebote irgendwo zwischen 10 und 100 Mbit/s für Ihre Internetverbindung verwenden. Vor diesem Hintergrund ist ein NAS-Server für die Datenspeicherung von vornherein deutlich schneller:

  • Zu einem NAS-Server können Sie per WLAN oder sogar Gigabit-LAN wesentlich schneller Daten übertragen. Vergleichen wir dazu ein Datenpaket mit einer Größe von genau 1 GB: Mit einer Geschwindigkeit von 1 GBit/s (etwa 125 Mbyte/s) sichern Sie dieses Paket in genau 8 Sekunden auf dem NAS-Server. In der Praxis werden diese theoretischen Werte nie erreicht, also legen wir uns auf 10 bis 12 Sekunden fest.
  • Dasselbe Datenpaket laden Sie jetzt mit einem Anschluss der Deutschen Telekom mit 40 Mbit/s im Upload zu einem Cloud-Dienst. 40 Mbit/s entsprechen 5 Mbyte/s, das insgesamt 1 GB große Paket würde somit 200 Sekunden und damit fast dreieinhalb Minuten dauern.

Sie sehen: der Geschwindigkeitsunterschied fällt gigantisch aus (der NAS-Server arbeitet etwa 20-mal so schnell!). Zusätzlich sind Sie nicht nur von Ihrer Uploadgeschwindigkeit abhängig, sondern auch von der Infrastruktur des Cloud-Anbieters. Können Sie aus irgendeinem Grund nicht mit voller Geschwindigkeit hochladen, leidet die Übertragungsgeschwindigkeit weiter. Probleme an Ihrem eigenen Netzwerk können Sie hingegen selbst beheben. Bauen Sie die Verbindung zum NAS-Server per WLAN auf, sinkt die Geschwindigkeit zwar. Sie erreicht jedoch niemals die langsame Übertragungsrate an Cloud-Server. „Füttern“ Sie den NAS-Server von unterwegs mit mobilen Internetverbindungen, geschieht auch dies natürlich nur sehr langsam.

Punkt 2: die Sicherheit

Klar ist von vornherein, dass Ihre Daten bei Ihnen auf einem eigenen NAS-Server am sichersten sind. Ist das Gerät nur mit dem internen Netzwerk und nicht mit dem Internet verbunden, droht praktisch keine Gefahr. Aber: Cloud-Dienste sind nicht so unsicher, wie es uns die Datenschützer hin und wieder wissen lassen. Zwar gibt es immer wieder Fälle spektakulärer Datendiebstähle – wie etwa die Fotos diverser Hollywood-Stars, die von Apples iCloud entwendet wurden. In nahezu allen Fällen saß das Problem jedoch vor dem Bildschirm: Daten konnten bislang oft nur dann gestohlen werden, wenn die Anwender unvorsichtig mit ihren Passwörtern umgegangen sind. Dennoch zeigen gerade Vorfälle in der jüngeren Vergangenheit, dass auch große Internetfirmen nicht hundertprozentig gegen Angriffe von Hackern gefeit sind.

Weiterhin hindert Sie nichts daran, Dateien jeglicher Art nur in verschlüsselten Archiven im Cloud-Speicher abzulegen. Bei einem ausreichend starken Passwort ist es unmöglich, an diese Daten zu gelangen. Zusätzlich können Sie sich an kleinere, recht unbekannte Unternehmen aus Deutschland als Cloud-Hoster wenden: Das Bundesdatenschutzgesetz ist deutlich strenger als der Umgang mit Daten in den USA bei Google Drive & Co., wo diverse Geheimdienste praktisch einen Generalschlüssel zu Online-Speicherdiensten jeglicher Art haben. Der Punkt geht somit an die NAS-Server – aber gerade Privatanwender sollten die Sicherheit der Cloud nicht als großes Manko sehen.

Punkt 3: Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit

Die diversen Cloud-Anbieter werben gerne mit einer annähernd hundertprozentigen Ausfallsicherheit – und das stimmt auch. Lagern Sie Ihre Daten bei Google Drive und ähnlichen Diensten, garantieren gigantische redundant ausgelegte Serverfarmen, dass Sie praktisch immer an Ihre Dateien kommen. Verfügbar sind diese somit immer – und auch überall. Vorausgesetzt ist eine möglichst schnelle Internetverbindung, die abhängig von Ihrem Standort vielleicht nicht gegeben ist.

Beim NAS-Server haben Sie die Ausfallsicherheit selbst in der Hand. Ein denkbares Problem wäre höchstens, dass Ihre Internetverbindung am Standort des Servers zusammenbricht und Sie daher von unterwegs nicht mehr auf den Server zugreifen können. In den meisten Gegenden in Deutschland sollte dies jedoch selten geschehen. Trotzdem: Ausfälle sind bei NAS-Servern häufiger als die sprichwörtlichen bombensicheren Cloud-Dienste. Ob eine Verfügbarkeit von 100 % gegen vielleicht 99,5 % auf Ihrem eigenen Server für die Entscheidung wirklich relevant ist, steht jedoch auf einem anderen Blatt.

Punkt 4: Installation und Konfiguration

Bei einem beliebigen Cloud-Dienst melden Sie sich per E-Mail-Adresse an und nutzen anschließend entweder einen kostenlosen Speicher oder buchen sich für einen gewissen Betrag pro Monat weitere Kapazitäten hinzu. Dieses System ist so einfach, dass es selbst völlig unbedarfte Anwender auf Anhieb verstehen – was auch die große Nutzeranzahl von Diensten wie Dropbox erklärt. Dateien können inzwischen einfach per Drag & Drop in ein offenes Browserfenster gezogen werden, um sie hochzuladen (und auf dieselbe Art und Weise lassen sich Daten dann auch herunterladen).

Mit diesem Komfort kann ein NAS-Server nicht ansatzweise mithalten. Für technisch versierte Anwender ist der Kauf des richtigen Servers inklusive Festplatten nicht schwierig, und auch die Einrichtung der Software ist mit ein wenig Fachkenntnis zumutbar. Das alles geht jedoch weit über das hinaus, was der Ottonormalverbraucher zu leisten imstande ist. Im direkten Vergleich wirken Kauf und insbesondere Konfiguration eines NAS-Servers deutlich komplizierter – ein Punkt an die übersimplen Cloud-Dienste.

Verknüpfung mit weiteren Diensten

Ein interessantes Thema, das insbesondere die „seriöse“ Nutzung von Cloud-Diensten betrifft, ist die simultane Nutzung der Dienste des Anbieters. Nehmen wir uns als Beispiel OneDrive von Microsoft: Dokumente, die Sie dort ablegen, können Sie direkt in der Web-Oberfläche von Services wie Word oder Excel öffnen. Diese Dienste stimmen weitgehend mit den „echten“ Produkten, die etwa in Office 365 integriert sind, überein. Sie könnten also diverse Dokumente speichern und einen Link auf jene Dateien an andere Personen weitergeben. Anschließend könnten diese die Dokumente sofort im Browser öffnen, selbst, wenn Sie die eigentliche Applikation (wie Word in unserem Beispiel) nicht besitzen. Auch hier gilt: Diese Möglichkeiten sind sehr bequem und auch für den durchschnittlichen Anwender sofort zu durchschauen.

Auch einen NAS-Server können Sie jedoch für Dienste verwenden, an die Sie für gewöhnlich nicht unbedingt denken, wenn Sie sich ein Gerät dieser Art kaufen – wie beispielsweise als Kalenderserver. Bei den meisten Geräten ist diese Funktionalität bereits integriert, allerdings müssen Sie sie erst aktivieren (wie etwa im Fall der Services WebDAV und CalDAV bei NAS-Servern von Synology). Auch Kontaktdaten können Sie dort ablegen und per Fernzugriff von unterwegs auch auf mobilen Geräte á la Smartphone verwenden.

Das „Problem“ besteht auch hier in der recht komplizierten Einrichtung. Zwar stellen die Gerätehersteller Anleitungen bereit, wie Sie beispielsweise die genannten Kontakte oder Kalender über Ihren NAS mit anderen Geräten synchronisieren – aber Sie müssen diese Arbeitsschritte eben doch erst durchlaufen. Anders sieht es bei den typischen Online-Diensten von Google & Co. aus: Einen Kalender beispielsweise bekommen Sie schon, wenn Sie sich einfach bei Google anmelden. Die Synchronisation geschieht dann automatisch auf allen anderen Geräten, mit denen Sie ebenfalls dieses Google-Konto verwenden.

Abschließend gilt also: Wer sich mit der Materie auskennt, greift aufgrund der extremen Flexibilität und Konfigurierbarkeit zum NAS-Server. Suchen Sie nach der „Anmelden und los“-Methode, sind die diversen Cloud-Anbieter eine sinnvolle Alternative.

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