Spätestens aller zwei Jahre bringen die großen NAS Server Hersteller ihre neuen Spitzenmodelle auf dem Markt. Oft gehen die, für viele Anwender ausreichenden, Einsteiger NAS Server dabei etwas unter. Dabei verdient gerade der QNAP TS-230einen ausführlichen Test, da der Hersteller dieses Jahr doch einiges verbessert hat. Ich habe den kleinen Server für Einsteiger deshalb genauer angeschaut und auf Herz und Nieren getestet. Um eines vorweg zu nehmen: Ich war sehr positiv überrascht.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung: Was der TS-230 kann und was nicht
Das kann der TS-230:
- Datenspeicher im Netzwerk
- eigene Cloud über QNAP Apps
- Office Anwendungen
- 4k Videostreaming
- DLNA Support und Plex Media Server
- Integration von bis zu 12 Überwachungskameras
- Apple Time Machine Unterstützung
- iTunes Server
- Download Server
- E-Mail Server
Das kann der TS-230 nicht:
- Virtualisierung anderer Systeme
- erweiterte Überwachungsfunktionen (QVR Pro Surveillance)
- Videotranscodierung durch Drittanbieter Apps
- KI-gestützte Bilderkennung
- Sicherer Fernzugriff
- Snapshot Schutz gegen Ransomware
Letzte Aktualisierung am 7.11.2024 um 10:11 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Material und Verarbeitung
Was bei den TS-230 als erstes ins Auge sticht ist sicherlich die ungewöhnliche Farbe. Anfangs nur auf Pressebildern gesehen, wusste ich nicht so recht, was ich davon halten sollte. Ich muss aber sagen, dass das hellblau in natura doch deutlich angenehmer ausschaut und mir richtig gut gefällt. Warum sollte ein NAS Server im nur weiß oder schwarz aussehen. Schön dass QNAP hier mal etwas neues wagt.
Sehr positiv überrascht war ich auch von der Größe. Wenn man die Verpackung vor sich hat, dann kann man sich kaum vorstellen, dass es sich hier um ein 2 Bay NAS Server handelt. Der TS-230 ist schon sehr schmal gebaut, was sicher den ein oder anderen bei der Auswahl des Aufstellortes entgegenkommt. Geschafft hat QNAP das, indem die NAS Festplatten von oben in das Gehäuse geschoben werden.
Nicht nur das Gehäuse des NAS wurde extrem geschrumpft. Auch das Netzteil ist für die Leistung angenehm klein ausgefallen.
Hieran sieht man schon, dass QNAP für sein neues Einsteiger NAS alles auf den Prüfstand gestellt hat und viel Dinge komplett neu entwickelt hat.
Auch wenn das komplette Gehäuse aus Plastik ist, so geht die Verarbeitung in dieser Preisklasse vollkommen in Ordnung. Die Oberfläche ist weder anfällig für Kratzer, Staub oder Fingerabdrücke.
Anders als beim direkten Konkurrenten DS220j, findet man hier keine Lüftungsöffnungen auf der Seite. Meiner Meinung nach ist das die bessere Lösung, da der Luftstrom so ungehindert durchziehen kann.
LEDs auf der Vorderseite zeigen stets den aktuellen Status des Systems an. Angenehm ist hierbei, dass sich die Helligkeit über das Betriebssystem einstellen lässt. Ideal also, wenn man das TS-230 im Schlafzimmer oder auf dem Schreibtisch stehen hat.
Zum öffnen des Gehäuses muss eine Schraube gelöst werden. Die Festplatten selbst werden schraubenlos eingebaut. Hier merkt man dann den Unterschied zu teureren Modellen, wo die Installation der HDDs oftmals komplett ohne Werkzeug funktioniert. Da man aber ja nicht jeden Tag die Festplatten wechseln muss, ist die eine Schraube meiner Meinung nach ein guter Kompromiss, den man eingehen kann um eine Menge Geld zu den Pro Modellen zu sparen.
Technik und Funktionsumfang
Im Inneren des QNAP TS-230 arbeitet ein Realtek RTD 1296. Wie in dieser Klasse üblich, handelt es sich hierbei um einen 1,4 GHz ARM Prozessor. Dieser ist mit gleich vier Kernen verhältnismäßig gut ausgestattet.
Natürlich kann man die Leistung der CPU nicht mit einem Intel x86 Prozessor vergleichen. Dieser spielt in einer anderen Liga; sowohl leistungstechnisch als auch preistechnisch.
Der TS-230 ist aber keinesfalls zu schwach ausgestattet. QNAP hat hier die perfekte Konfiguration gefunden, um einen günstigen NAS Server anbieten zu können der alle vorgesehenen Aufgaben problemlos erfüllen kann.
Dank des 64Bit Prozessors wird auch DDR4 RAM unterstützt, was zu einer Leistungssteigerung von 10 bis 20 Prozent gegenüber DDR3 führt. Davon verbaut QNAP gleich 2 GB, was vier mal so viel ist wie Synology denen direkten Konkurrenten DS220j spendiert.
Der Arbeitsspeicher lässt sich beim TS-230 nicht erweitern. Angesichts der werkseitigen verbauten 2 GB ist das aber auch nicht nötig.
Über die zwei internen SATA Anschlüsse lassen sich zwei Festplatten mit jeweils bis zu 16 TB verbinden. Im Raid 0 kann man so also einen maximalen Speicherplatz von 32 TB erreichen.
Sehr positiv überrascht war ich von den Kopier Knopf auf der Vorderseite. Während Synology diesen Knopf gerade erst bei dem Profi NAS DS720+ eingespart hat, ist es schön zu sehen, dass man bei QNAP diese Funktion selbst im Einsteigerbereich bekommt.
Damit lassen sich externe Festplatten, welche an den Front USB 3.0 Port angeschlossen sind, mit nur einem Knopfdruck auf das NAS kopieren. Besonders interessant ist das als Backup externer Festplatten oder das schnelle Kopieren von SD Karten auf das NAS.
Anschlüsse des QNAP TS-230
Da wir es hier mit einem Einsteiger NAS Server zu tun haben, finden wir natürlich weder einen HDMI Anschluss noch einen 2,5 GBit LAN Port. Wer dies sucht (und wirklich braucht), der schaut sich definitiv in der falschen Preisklasse um. Selbst die Plus Serie der Konkurrenz bietet solche Anschlüsse nicht.
Ein schneller Ethernet Port würde auch wenig Sinn machen, da die Lese- und Schreibraten bei meinem Test mit zwei Seagate IronWolf Pro bei ca. 80 MB/s lagen. Hier ist man also etwas vom theoretischen Maximum von 125 MB/s weg. Wahrscheinlich ist der ARM Prozessor hier der limitierende Faktor.
Was aber vorhanden ist, dass sind gleich drei USB Ports. Einer auf der Vorderseite und zwei auf der Rückseite. Mit dem 1 GBit LAN Port lässt sich der NAS Server in euer Netzwerk integrieren. Für ein Gerät dieser Preisklasse ist der TS-230 damit sehr gut ausgestattet.
Be dem Anschluss auf der Vorderseite handelt es sich um einen USB 3.0 Port. Die Anschlüsse auf der Rückseite sind nur USB 3.1 und damit perfekt für Zubehör geeignet. Zum Beispiel lassen sich darüber Drucker anschliesen, welche so ganz leicht ins Netzwerk integriert werden. Aber auch WLAN Adapter hat QNAP dafür im Angebot. Wer eine USV für sein NAS hat, kann diese auch über die Ports auf der Rückseite verbinden.
Letzte Aktualisierung am 7.11.2024 um 10:11 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Software vom QNAP TS-230
Die Hardware eines NAS Servers ist natürlich wichtig. Den Unterschied für den Nutzer macht aber meist die Software. Und gerade hier ist QNAP mit seinem QTS 4.4.2 Betriebssystem einfach spitze. Für jeden Anwendungsfall gibt es ausgereifte Apps für das NAS selbst, Windows, macOS, Android und iOS. Diese weitreichende Unterstützung macht den Unterschied, ob man die verbaute Hardware vernünftig nutzen kann oder eben nicht. Beim TS-230 spielt beides perfekt zusammen und ist gerade für Einsteiger kinderleicht zu bedienen.
Persönlich finde ich Synologys DSM etwas intuitiver zu bedienen. Aber auch bei QNAP führt stets eins Assistent durch die verschiedenen Einrichtungsprozesse. Nach einer kurzen Einarbeitung blickt man hier auch als Einsteiger schnell durch.
Getestet habe ich vor allem die iOS Apps. Alles funktionierte problemlos. Aber die Applikationen wirken im Vergleich zur Konkurrenz teilweise etwas altbacken.
Das sind die beliebtesten Apps für das TS-230:
Photo Staton / Video Station / Music Station: Damit lassen sich alle Multimedia Files leicht verwalten. Über die Apps habt ihr jederzeit Zugriff auf eure Daten und könnt diese vom Smartphone auf das NAS übertragen.
Multimedia Console: Hierüber hat man eine zentrale Stelle an der man den Zugriff auf Multimedia Daten einrichten kann. Dateien lassen sich hierüber auch transcodieren.
QuMagie: Die intelligente AI Software hilft euch bei der Kategorisierung eurer Fotos, indem die App Gesichter erkennt und automatisch Tags vergibt.
Hybrid Backup Sync 3: Eine App die es einfach macht ein Backup eures NAS Servers in der Cloud zu speichern. Dazu werden verschiedene Anbieter, wie Amazon S3, Amazon Glacier, Google Cloud Storage, Azure Storage, Amazon S3, One Drive und viele andere unterstützt.
Surveillance Station: Die App ermöglicht es euch bis zu 12 Überwachungskameras zentral über das NAS zu verwalten. Die Aufnahmen werden zentral auf dem TS-230 gespeichert. QNAP legt Lizenzen für 4 Kameras bei. Möchtet ihr mehr nutzen, dann müsst ihr Lizenzen nachkaufen.
Download Station: Darüber lässt sich so ziemlich alles direkt auf das NAS Downloaden. Egal ob aus dem Internet per HTTP, FTP, über Bittorrent oder gar RSS Feeds.
Für alle Anwendungen stellt QNAP auch passende iOS und Android Apps bereit. Damit könnt ihr auch von unterwegs auf eure Fotos, Musik oder Videos zugreifen.
Plex auf dem TS-230
Natürlich lassen sich aber auch Drittanbieter Apps installieren. QNAP wirbt hier speziell mit der umfangreichen Medienverwaltung und Streamingsoftware Plex. Hierüber lassen sich bequem Videosammlungen auf dem NAS verwalten und über das lokale Netzwerk oder über das Internet streamen.
Fast alle aktuellen Fernseher bieten eine passende Plex App an, um direkt darüber auf die Daten auf dem NAS zuzugreifen. Liegen die Videos im richtigen Format vor, dann kann der TS-230 sogar 4k Filme ruckelfrei über das Netzwerk streamen. In meinem Test war es mir allerdings nicht möglich 4k Filme flüssig zu streamen, die erst durch das NAS ins richtige Format umgewandelt werden müssen. Anhand des ARM Prozessors war das aber zu erwarten.
1080p Filme funktionierten allerdings problemlos, auch wenn sie nicht im richtigen Format vorlagen. Da war ich beim TS-230 Test doch etwas überracht, dass solch ein kleiner Server das selbst mit Plex das schafft.
Wer unbedingt 4k Filme streamen möchte, der kann aber auch auf QNAPs eigene Video Apps setzen. Hier liefen die meisten Testfilme bei mir flüssig.
Alternativ kann man aber auch zum TS-251D greifen, welches dafür deutlich mehr Leistung bietet.
Haupteinsatzzweck der TS-230
Der Haupteinsatzzweck des TS-230 liegt ganz klar in der Datenspeicherung und als Zentrale Multimediazentrale kleiner Privathaushalte. QNAP hat sowohl Hard- als auch Software perfekt auf diese Nutzergruppe zugeschnitten und unnötige Dinge zu Gunsten des geringen Preises weggelassen. Dem Hersteller ist hier der Spagat zwischen Preis und Leistung eindeutig gelungen.
Fazit und Empfehlung zum QNAP TS-230
Wer nicht mit der Erwartung herangeht den leistungsstärksten NAS Server zu kaufen, der alle Anwendungsfälle eines kleinen Unternehmens oder einer großen Familie abdecken soll, der wird begeistert sein vom QNAP TS-230. Die alltäglichen Aufgaben, wie die Bereitstellung eurer Daten im Netzwerk, eine eigene Cloud und sogar 4K Streaming meistert das kleine Gerät wunderbar.
Sogar als zentrale Überwachungsstation kann der TS-230 dienen. QNAP ist hier äußerst spendabel und legt Lizenzen für vier Kameras bei. Wer mehr will, der kann Lizenzen nachkaufen und die Unterstützung so auf bis zu 12 Kameras erweitern. In der Preisklasse ist das sensationell.
QNAP hat es geschafft am richtigen Ende zu sparen um den Preis niedrig zu halten, ohne dass der Durchschnittsnutzer irgendwelche Einschnitte merken wird.
Streaming, Fotoverwaltung und Cloud fühlen sich stets leistungsstark genug an. Die zahlreichen Apps machen es auch für Einsteiger einfach sofort loszulegen und alle Funktionen zu nutzen.
Für mich ist das QNAP TS-230 der perfekte Einstieg in die Welt eines eigenen NAS Servers.
- Datenspeicher im Netzwerk
- eigene Cloud über QNAP Apps
- Office Anwendungen
- 4k Videostreaming
- DLNA Support und Plex Media Server
- Integration von bis zu 12 Überwachungskameras
- Apple Time Machine Unterstützung
- iTunes Server
- Download Server
- E-Mail Server
- keine Virtualisierung anderer Systeme
- keine erweiterte Überwachungsfunktionen
(QVR Pro Surveillance) - keine Videotranscodierung durch
Drittanbieter Apps
Noch ein Hinweis zu meinem TS-230 Testbericht: QNAP hat mir das NAS für den Test zur Verfügung gestellt. Nach dem Test muss ich alles auf meine eigene Kosten wieder zurückschicken. Geld bekomme ich für diesen Artikel nicht. Der Hersteller hat diesen Artikel vorab nicht gelesen und keinen absolut Einfluss auf den Inhalt.
Danke für den ausführlichen Bericht.
Ich habe das NAS im SOHO-Einsatz und bin höchst zufrieden. Ich habe eine Anmerkung: auch auf der Rückseite ist ein USB 3.2 Gen 1 Port verbaut.
Hallo,
bisher habe ich die Notlösung FritzNAS im Einsatz. 5MB/s sind aber nicht berauschend. Jetzt wollte ich ein richtiges NAS anschaffen und eventuell das TS 130 nehmen.
Die frage ist nun, womit ich vom Smartphone Richtung TS 130 syncen kann.
Bisher mache ich das mit FolderSyncPro und entweder FTP oder SMTP.
Geht das bei dem QNAP TS130 auch, oder brauchts eine Herstellerapp.
vielen Dank,
Franz
Ja das funktioniert natürlich auch mit den Qnap TS-230 🙂
Ich meinte natürlich SMB 😉