Synology DS720+ im Test

Synology hat dieses Jahr endlich die neue DS720+ veröffentlicht. Anders als bei der Modellpflege vorheriger Modelle, hat sich dieses Jahr auch richtig etwas getan und die Hardware wurde deutlich aktualisiert. Ich habe die DS720+ ausführlich getestet und schaue für wen sich der Umstieg auf die neue Generation lohnt.

Synology DS720plus

Die Synology DS720+ im Vergleich

Für alle die mit deren Synology Namensgebung nicht so familiär sind, habe ich hier eine kleine Einordnung der verschiedenen Modellreihen. Alle Geräte mit einem „+“ am Ende sind für anspruchsvolle Heimanwender und kleine Unternehmen gedacht. Die Leistung ist, dank Intel CPUs, recht ordentlich und reicht aus um alle Dienste des DMS Betriebssystems ohne Einschränkungen zu nutzen.

Trotzdem gibt es auch hier einen kleinen Unterschied. So setzt Synology bei der DS420+ auf eine Dual Core CPU wohingegen in der DS720+ eine Quad Core CPU verbaut ist. Aktuell ist die DS720+ also die stärkste DiskStation für normale Heimanwender und kleine Unternehmen.

Synology DS720+ 2 Bay NAS Gehäuse
  • Mehr Leistung für Anwendungen: Im Schnitt 15 % mehr Leistung bei Fotoindizierung und anderen rechenintensiven Aufgaben sowie schnellere Datenbankreaktion
  • Optimale Leistung und Kapazität mit SSD-Cache: Integrierte M.2 2280 NVMe SSD-Steckplätze ermöglichen schnellen Cache-Speicher, ohne Einschübe zu belegen
  • Unkomplizierte Erweiterung: Vergrößern Sie die Speicherkapazität bei Bedarf auf bis zu 9 Laufwerke
  • Daten blitzschnell sichern und wiederherstellen: Sichern Sie wichtige Daten und beschleunigen Sie die Wiederherstellung mit Snapshot Replication
  • Bereit für Virtualisierung: Betreiben Sie gängige virtuelle Maschinen in Ihrem Synology NAS

Letzte Aktualisierung am 18.11.2024 um 12:03 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Material und Verarbeitung

Die Verarbeitung der DS720+ ist wieder, wie von Synology gewohnt, sehr gut. Es wird der gleiche hochwertige Kunststoff verwendet, der schon bei den 2018er Plus Modellen zum Einsatz kam. Die raue Oberfläche ist nicht anfällig für Fingerabdrücke und schaut sehr gut aus. Alles passt bestens und lässt sich auch leicht auseinander und wieder zusammenbauen.

Positiv ist, dass die Inbetriebnahme komplett ohne Werkzeug erfolgen kann. Die Laufwerkskäfige lassen sich ganz einfach herausziehen und 3,5“ Festplatten werden ohne Schrauben eingesetzt. Dazu sind rechts und links an den Festplattenkäfigen kleine Plastikhalterungen. Diese lassen sich mit etwas Druck herausziehen. Jetzt kann man die Festplatten einfach hineinlegen und die Halterungen wieder heranrücken. Die HDDs halten dadurch genau so gut wie mit Schrauben. Schiebt man die NAS Festplatten nun wieder in die DS720+, so werden diese auf der Rückseite in die passenden Anschlüsse gedrückt. Einfacher kann man den Speicher eines NAS Servers nicht installieren.

DS720plus HDD Einbau

Der Innenteil der DS720+ ist aus Metal und auch hier wirkt alles sehr hochwertig. Es gibt keine scharfen Kanten und alles Relevante ist leicht zugänglich. So lässt sich zum Beispiel der Arbeitsspeicher einfach erweitern, wenn die NAS Festplatten herausgezogen werden. Anders als bei den Vorgängermodellen, ist der Steckplatz direkt zugänglich und muss nicht extra aufgeschraubt werden.

Die leichte Zugänglichkeit setzt sich auch auf der Unterseite des Gehäuses fort. Dort verbergen sich zwei Klappen, hinter denen der SSD Cache installiert werden kann. Auch diese lassen sich komplett ohne Werkzeug entfernen und wieder einsetzen.

Insgesamt sind die verwendeten Materialien und die Verarbeitung der Synology DS720+ wieder auf einem sehr hohem Niveau. Beim 2020er Modell wurden sich nochmals Gedanken gemacht und viele kleine Verbesserungen integriert, die die Handhabung erheblich vereinfachen.

DS720plus HDD

Technik und Funktionsumfang

Auch bei der Technik hat sich einiges getan. Während Synology bei der DS718+ noch auf einen Intel CPU aus 2016 gesetzt hat, wurde diesmal ein aktuelles Modell verbaut. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum wir so lange auf die 2020er Plus Modelle warten mussten. Im Inneren werkelt jetzt ein Intel Celeron J4125 mit 4 Kernen und 2 GHz Taktfrequenz. Im Turbo taktet die CPU sogar auf bis zu 2,7 GHz. Das reicht locker aus, damit die DiskStation immer sehr flüssig lauft und die Rechenleistung praktisch nie an die Grenzen stößt.

Die CPU des Vorgängermodells taktete lediglich mit 1,5 GHz. Laut CPU Mark ist der aktuelle Intel Celeron J4125 über 36 Prozent schneller als der ältere 3455. Es hat sich also durchaus gelohnt hier auf den sehr viel leistungsstärkeren CPU zu warten.

Zum Test habe ich alle verfügbaren Apps aus dem Synology Store auf meiner DS720+ installiert und versucht alle mehr oder weniger gleichzeitig zu nutzen. Hier zeigt sich, dass der 4 Kern Intel Prozessor genügend Leistungsreserven hat und praktisch nie komplett ausgelastet ist. Das warten auf die aktuelle Prozessorgeneration hat sich also definitiv gelohnt.

Intel empfiehlt für den Celeron J4125 4 GB Arbeitsspeicher und unterstützt maximal 8 GB. Warum Synology aber die DS720+ standardmäßig nur mit 2 GB Ram ausliefert ist mir ein Rätsel. Für die allermeisten Aufgaben haben die 2 GB bei mir zwar ausgereicht, aber bei den heutigen Speicherpreisen wären doch auch durchaus 4 GB drin gewesen.

Ärgerlich ist, dass die DS720+ laut Synology offiziell nur 6 GB unterstützt. Die 2 GB sind fest auf der Platine verlötet und in den verfügbaren RAM Slot kann man noch ein weiteres Modul mit 4 GB stecken. Das QNAP TS-253D, welches mit dem gleichen Intel Prozessor ausgestattet ist, kommt schon von Haus aus mit 4 GB Ram und lässt sich auf 8 GB erweitern. Synology scheint der maximale Kapazität hier künstlich zu beschränken.

Auch wenn die maximal 6 GB Arbeitsspeicher ärgerlich sind, so ist es auch kein wirkliches Argument gegen die DS720+. In der Realität konnte ich nur ein einziges Szenario finden, bei den der RAM wirklich ausgelastet war. Synology Drive, Moments, WebDav Client, Plex und CloudSync konnten gleichzeitig laufen und es war noch mehr als die Hälfte des Ram frei.

Einzig bei dem Virtual Machine Manager sieht es anders aus. Hier teilen sich die DiskStation und die virtuelle Maschine den verfügbaren RAM. Wer hier also zum Beispiel Windows installiert, der kann der VM maximal 5 GB Arbeitsspeicher zuweisen. Für flüssiges arbeiten ist das einfach zu wenig. Insgesamt lässt sich sagen, dass Betriebssysteme als Arbeitsumgebung in einer virtuellen Maschine generell sehr zäh laufen. Zur Not kann man damit arbeiten, für den täglichen Einsatz eignet es sich aber eher nicht.

DS720plus Festplatten

In der DS720+ ist nur ein einziger Lüfter auf der Rückseite verbaut. Damit ist die DiskStation angenehm ruhig. Gemessen habe ich um die 35 dB ohne Festplattenaktivität. Sind die Festplatten aktiv, wird es natürlich lauter. Die Lautstärke hängt dann aber stark von den verwendeten NAS Festplatten ab. Mit den Seagate Ironwolf Pro kam ich hier auf ca. 45 bis 50 dB. Damit ist der Server nicht lauter, als kleinere Modelle und kann auch irgendwo im Büro oder Wohnzimmer aufgestellt werden.

SSD Cache in der DS720+

Ein großer Pluspunkt sind für mich die zwei Plätze für m.2 SSD, welche (ausschließlich) als Cache benutzt werden können. Damit fühlt sich alles noch schneller an und Datenübertragungen starten sofort. Häufig benutze Daten werden so im Cache behalten und sind damit sofort verfügbar. Beim Schreiben auf der DiskStation werden die Daten erst in den Cache geschrieben und von dort aus auf die HDD kopiert.

Gerade bei mehreren Benutzern kann man so noch einiges an Geschwindigkeit herausholen.

Beachten solltet Ihr allerdings, dass SSDs eine kürzere Lebensdauer haben als normale HDDs. Verbaut werden sollten deshalb unbedingt spezielle NAS SSD, wie die Seagate IronWolf 110. Bei normalen Desktop SSD kann ansonsten bereits nach ein bis zwei Jahren das Ende der Lebenszeit erreicht sein.

DS720plus SSD

Anschlüsse der DS720+

Beim Thema Anschlüsse hat sich bei der DS720+ dieses Jahr leider nichts zum Positiven verändert. Auf der Rückseite gibt es jetzt nur noch einen USB 3.0 Port, statt der bisherigen zwei Ports. Einen weiteren USB 3.o Port findet man auf der Vorderseite. Hier wurde allerdings der Kopierknopf entfernt. Meiner Meinung nach ist das nicht so tragisch, da sich das automatische Kopieren auch über die Software einstellen lässt.

Unverändert sind die zwei LAN Anschlüsse auf der Rückseite. Hierbei handelt es sich um zwei 1 GBit LAN Ports. Klar würde man sich auch bei Synology endlich mal 10 GBit oder wenigstens 2,5 GBit LAN Ports wünschen. Da entsprechende 10 GBit Switches noch relativ teuer sind, wird die Zielgruppe der DS720+ wohl aber eh noch mit 1 GBit unterwegs sein.

Wer mehr Geschwindigkeit braucht, der kann die beiden LAN Ports auch bündeln und kommt so auch auf ordentliche 2 GBit. Das hat den Vorteil, dass dafür keine extra Hardware angeschafft und keine extra Kabel verlegt werden müssen.

Natürlich hätte ich mir bei den Plus Produkten 10 GBit Ports gewünscht. Allerdings kann ich auch mit den 1 GBit ganz gut leben, da es den Arbeitsalltag nur in extrem wenigen Ausnahmefällen einschränkt.

DS720plus Anschlüsse

Software der Synology DS720+

Wie bei allen anderen DiskStations auch, läuft hier natürlich das bewährte DSM. Meiner Meinung nach ist das hauseigene Betriebssystem des Herstellers auch der größte Vorteil aller DiskStations zur Konkurrenz. DSM bietet extrem viele Erweiterungsmöglichkeiten und lässt sich trotzdem kinderleicht bedienen. Selbst als absoluter Anfänger hat man die DS720+ in weniger als einer Stunde eingerichtet.

Synology macht es den Anwender mit dem intuitiven Einrichtungsassistenten sehr leicht auch alle Funktionen zu nutzen. So wird zum Beispiel gleich bei der Ersteinrichtung gefragt, ob man QuickConnect verwenden möchte. Hierbei handelt es sich um einen Dienst, mit dem man über das Internet auf seine DS720+ zugreifen kann. Dazu müssen keine Ports am Router umgeleitet oder DDNS Dienste eingerichtet werden. Alles läuft über einen kostenlosen QuickConnect Account, der automatisch die Verbindung herstellt. Dies funktioniert übrigens auch super in den zahlreichen Apps, die der Hersteller für seine Produkte anbietet.

Synology DSM

Durch die mehr als ausreichende Leistung der DS720+ macht es richtig Spass alle Dienste des NAS zu verwenden. Egal ob Synology Drive, Video Station oder Moments; alles läuft einfach durchgehend flüssig. Hier merkt man eindeutig, dass man ein Profi NAS Server nutzt.

Plex auf der DS720+

Natürlich lassen sich auch Anwendungen von Drittanbietern auf dem Server installieren. So ist es zum Beispiel problemlos möglich Plex auf der DS720+ laufen zu lassen. So habt ihr euren eigenen Mediaserver zu Hause stehen.

Bei meinem DS720+ Test ist mir allerdings aufgefallen, dass 4K Videos, die nicht im richtigen Format vorliegen, immer wieder auf dem Fernseher kurz stocken. Verwendet ihr hingegen 4K Videos in einem Format, welches der Fernseher direkt unterstützt, dann läuft alles flüssig. Anscheinend hat hier Plex nicht den vollen Zugriff zur Hardwaretranscodierung des Videomaterials.

Video Station auf der DS720+

Synology bietet mit der Video Station aber auch eine eigene Lösung für Videostreaming an. Auf vielen modernen Smart TVs lässt sich die entsprechende App herunterladen und mit der DS720+ verbinden. Bei dieser Lösung liefen im Test alle 4K Videos flüssig. Auch die, die erst durch die DiskStation transcodiert werden müssen.

Moments auf der DS720+

Die Verwendung von Moments auf der DS720+ ein Traum. Alles läuft ausreichend schnell und man hat eigentlich nie längere Wartezeiten.

Die Hauptlast fällt natürlich bei der Erstellung der Vorschaubilder an. Hier hat der Test gezeigt, dass die DS720+ leider nur etwas schneller als der Vorgänger ist. Da hätte ich mit einem deutlicheren Vorsprung gerechnet.

Haupteinsatzzweck der DS720+

Die Synology DS720+ ist ganz klar auf professionelle Anwender und kleine Unternehmen ausgerichtet. Die Leistung reicht auch bei mehreren Anwendern locker aus. Getestet habe ich das im Netzwerk mit 5 Anwendern. Hier ist die 4 Kern CPU quasi nie an seine Grenzen gekommen. Leistungsmäßig ist die DiskStation also bestens ausgestattet. Selbst beim RAM kann ich eigentlich nichts negatives berichten. Auch wenn es unverständlich ist, dass Synology nicht standardmäßig mehr Arbeitsspeicher verbaut und das von Intel angegebene maximum unterstützt, so konnte ich im Alltag keine negativen Auswirkungen feststellen. Einzig bei der Virtualisierung von Windows auf dem NAS konnte ich den Arbeitsspeicher wirklich ausreizten.

Kleine Unternehmen oder Familien mit vielen Haushaltsmitgliedern werden die nächsten Jahre wahrscheinlich nie an die Grenzen der Synology DS720+ stoßen. Drive als eigene Cloud Alternative läuft perfekt, auch Netzwerkordner per AFP oder SMB laufen mit der vollen Geschwindigkeit. Moments hat noch nie so viel Spass gemacht, wie mit der neuen Intel CPU.

DS720+ Verpackung

Auch als Mediaserver eignet sich die DS720+ bestens. Synologys eigene Video App kann selbst 4K Filme in Echtzeit umwandeln und ruckelfrei auf eurem TV wiedergeben. Warum Plex hier bei einigen Formaten rumzickt, kann ich mir nur mit fehlender Hardwareunterstützung seitens Plex erklären. Hoffentlich kommt dazu noch ein Softwareupdate. Ansonsten müssen Plex Nutzer das Videomaterial einfach im richtigen Format bereitstellen, dann läuft auch das in 4K absolut flüssig.

Fazit und Empfehlung zur Synology DS720+

Insgesamt liefert Synology mit der DS720+ ein sehr überzeugenden NAS Server ab, der mehr als genügend Leistung für alle Aufgaben bietet. Durch die moderne 4 Kern CPU habe ich hier aber auch nichts anderes erwartet.

Die leichte Zugänglichkeit der Festplatten, m.2 SSD Plätze und des RAM Slots sorgen dafür, dass auch Anfänger das NAS leicht erweitern können. Die sehr gute Software ist intuitiv und unterstützt den Anwender jeder Zeit bei der Bedienung.

Empfehlen würde ich die DS720+ für all jene, denen bis zu 16 TB Speicherplatz die nächsten Jahre ausreichen. Das ist aktuell das Maximum, welches man nutzen kann, wenn man die Festplatten als RAID verwendet und die Daten beider Platten spiegelt.

Wer aktuell die DS718+ nutzt hat sicher keinen Grund zu wechseln. Auch dieses NAS wird die nächsten Jahre noch gute Dienste leisten. Wer aber mit seiner aktuellen Lösung hin und wieder an die Grenzen stößt oder ab und zu länger warten muss, der bekommt mit der aktuellen DiskStation der Plus Serie einen sehr guten und zukunftssicheren Server, welcher allen Aufgaben gewachsen ist.

DS720+ Front

Noch ein Hinweis zu meinem DS720+ Testbericht: Synology hat mir das NAS und zwei Festplatten für den Test zur Verfügung gestellt. Nach dem Test muss ich alles auf meine eigene Kosten wieder zurückschicken. Geld bekomme ich für diesen Artikel nicht. Der Hersteller hat diesen Artikel vorab nicht gelesen und keinen absolut Einfluss auf den Inhalt.

2 Gedanken zu „Synology DS720+ im Test“

  1. Auch wen syn das anders angibt ist es kein Problem mehr als 8 gab RAM zu verbauen (meine läuft mit derzeit mit 10gb – reicht völlig auch mit der ein oder anderen vm (klar graylog und co wohl eher ned, aber dafür ist ne son auch ned gedacht)). Ansonsten schöner Bericht – nur die ssd Empfehlung ist suboptimal (bringt ned so viel wie es auf Dauer kosten wird auch mit spezieller nas ssd)

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